Fields-Medaille für Maryna Viazovska
Die als Ausgleich für das Fehlen eines Nobelpreises für Mathematik gestiftete Fields-Medaille wird alle vier Jahre im Rahmen des Internationalen Mathematikerkongresses an 2 bis 4 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die zu Beginn des Jahres der Verleihung jünger als 40 Jahre sein müssen. Die aktuellen Preisträger, Hugo Duminil-Copin, June Huh, James Maynard und Maryna Viazovska, wurden am 5. Juli 2022 ausgezeichnet.
Maryna Viazovska ist erst die zweite Frau, der die Fields-Medaille verliehen wurde. Sie erhielt den Preis vor allem für ihre Lösung des Problems der dichtesten Kugelpackung in der Dimension 8. Ihr Beweis hat Fachleute insbesondere deswegen beeindruckt, weil er, um es mit den Worten von Peter Sarnak zu sagen, "beeindruckend einfach ist, so wie es alle großen Dinge sind". Zusammen mit Koautoren hat Viazovska in einer verwandten Arbeit dann auch noch den Fall der Dimension 24 geknackt.
Die Frage, wie man Kugeln gleicher Größe so dicht wie möglich aneinander packen kann, fasziniert Mathematikerinnen und Mathematiker bereits seit mehr als vier Jahrhunderten. Schon 1611 vermutete Johannes Kepler, dass dies im Falle der Dimension 3 am besten gelingen könnte, wenn man die Kugeln pyramidenförmig übereinander stapelt. Dass dies tatsächlich richtig ist, wurde erst 1998 von Thomas Hales durch eine Kombination von theoretischen Argumenten und umfangreichen Computerrechnungen bewiesen. Antworten sind auch für die Dimensionen 1 und 2 bekannt. Die Arbeiten von Viazovska liefern die ersten und bisher einzigen vollständigen Lösungen in höheren Dimensionen.
Maryna Viazovska stammt aus der Ukraine. Nach dem Bachelor-Abschluss in Kiew absolvierte sie ihr Master-Studium an der TU Kaiserslautern. Danach ging sie als Doktorandin zu Don Zagier nach Bonn, wo sie 2013 promovierte. Eine Station ihrer Postdoc-Zeit war die Humboldt-Universität in Berlin. Heute ist Viazovska Professorin für Zahlentheorie an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz.
Ihre Master-Arbeit in Kaiserslautern entstand 2007 in der AG Algebra, Geometrie und Computeralgebra des Fachbereichs Mathematik, ihr Betreuer war Gerhard Pfister. Das Thema der Arbeit war die Berechnung von Weierstrass-Halbgruppen von Singularitäten von Raumkurven und die Implementierung eines entsprechenden Algorithmus in dem Computeralgebrasystem Singular, das in Kaiserslautern entwickelt wird.
Weitere Informationen zur Fields-Medaille und den aktuellen Preisträgerinnen und Preisträgern finden Sie im Webauftritt der International Mathematical Union (IMU).